12/08/2009

TIP OF THE TONGUE / PLASMA Projekt 8

Theater zur Frage, ob man das Hirn mit dem Hirn verstehen kann

Das Tip-of-the-tongue-Phänomen (TOT) beschreibt den Zustand, in dem sich eine Person befindet, die genau weiss, dass sie das Wort kennt, das sie aussprechen möchte, dieses Wort aber gegenwärtig nicht finden bzw. aktivieren kann. Dieser Zustand temporärer Sprachlosigkeit ist für Neurophysiologen von großem Interesse, da in der Zeitspanne zwischen dem Stocken des Satzes und dem Finden der entsprechenden Vokabel Daten über die Organisation unseres Gehirns gewonnen werden können.

Regie / Bühne / Text: Lukas Bangerter Schauspieler: Jesko Stubbe Wowo Habdank Jorgos Margaritis Andreas Spaniol Musik / Komposition: Martin Wigger Licht / Technik: Matthias Keller Produktion: Wolfram Heberle Kostüm / Ausstattung: Petra Kenneth Assistenz: Christoph Rahm

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Dieses Projekt reflektiert (neuro-) wissenschaftliche Weltbilder mit den Mitteln des Theaters. Ausgehend von dem im Herbst 2004 erschienen Manifest renommierter Neurowissenschaftler, welches Auskunft über den Stand und die zukünftigen Möglichkeiten der Hirnforschung gibt, beschäftigt sich PLASMA mit der Frage, wie unser Gehirn mit den Mitteln des Gehirns beschrieben werden kann. Dieser tragikomische Versuch, das Unbeschreibbare zu beschreiben, ist Gegenstand des Projekts TIP OF THE TONGUE.

PLASMA macht dabei den Bühnenraum zur Dunkelkammer des Gehirns und verdichtet ein neuronales Netz aus Tönen, Worten, Aktionen und Bildern zu einer multimedialen Bühneninstallation. Dabei werden die Laboranten zu Versuchstieren, verheddern sich in Déjà-vus, stolpern über Gedächtnislücken, werden geschüttelt von Assoziations-kaskaden, erinnern zwanghaft und vergessen, wozu sie hier sind. Seit Jahrhunderten versucht der Mensch sein Denkorgan zu verstehen und kartographiert die graue Substanz. Funktionen, die wir bis anhin einer immateriellen Seele zugeschrieben haben, scheinen plötzlich anatomisch beschreibbar. Aber so wie Gagarin – der erste Mensch im All - feststellte, dass er Gott bei seinem Raumflug nicht gesehen hat, müssen wir nach dem Öffnen der Schädeldecke feststellen, dass wir das Ich bislang nicht sehen können. Das Projekt TIP OF THE TONGUE entstand in Zusammenarbeit mit dem Festival Science et Cité + BrainFair 2005 und wurde unter anderem in In Düsseldorf, Bern und Teheran gezeigt.

„Dann werden alle unsere Fragen beantwortet sein. In einer Sprache, die wir jetzt noch nicht verstehen. In einer ganz neuen Sprache. Jeder Zweifel ausgeräumt. Restlos, radikal, definitiv. Ein neues Menschenbild. Die Trennung von Körper und Geist überwunden. Dann werden wir uns aus uns selbst erkennen. Das ist die Stunde Null, der Urknall, das jüngste Gericht, die Rückeroberung des Garten Eden, der Himmel auf Erden, das Paradies! Wir werden im intrazellulären Signalcode lesen wie in einem Buch! Wir werden den Bauplan kennen, das Prinzip. Fakten. Nur noch Anatomie. Harte Fakten. Anatomie! Dann werden wir wissen. Dann werden wir endlich wissen was wir-Dann werden wir endlich wissen wer wir - Dann werden wir das verstehen.“

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